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Prall gefülltes Festivalprogramm mit vielen Neuheiten und Debüts

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch feiern 2024 ihr 15-jähriges Bestehen. Mit sieben hochkarätig besetzten Konzerten und einer Filmvorführung wird der Jahrgang an vier Festivaltagen begangen. Zahlreiche Musikerinnen und Musiker sind zum ersten Mal in der Konzertscheune zu erleben, darunter Matthias Goerne, Martin Helmchen, Marie-Elisabeth Hecker, Nathalia Milstein und Ema Nikolovska. Der Schostakowitsch-Preis geht an Irina Antonowna Schostakowitsch, die persönlich in Gohrisch zugegen sein wird. Neben dem Œuvre Dmitri Schostakowitschs stehen Werke von Modest Mussorgsky und Alexander Raskatov im Mittelpunkt des Programms. Erstmals werden zu allen Konzerten vorab einführende Podcasts angeboten.

Schostakowitsch – Mussorgsky – Raskatov
Dem Schaffen Dmitri Schostakowitschs stehen in diesem Jahr Werke von zwei weiteren russischen Komponisten gegenüber: Modest Mussorgsky war stilistisch und ästhetisch ein wichtiges Vorbild für Schostakowitsch, etliche Werke Mussorgskys – darunter die Opern „Boris Godunow“ und „Chowanschtschina“ sowie den Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ – hat Schostakowitsch in eigenen Bearbeitungen bzw. Orchestrierungen vorgelegt. Alexander Raskatov trägt die Schostakowitsch-Tradition in die Gegenwart: Der 1953 in Moskau geborene Komponist lebt seit vielen Jahren in Frankreich und feierte unlängst mit seiner neuen Oper „Animal Farm“ nach George Orwell an der Dutch National Opera in Amsterdam und an der Wiener Staatsoper große Erfolge. Raskatov sieht dem Besuch in Gohrisch voller Freude entgegen: „Schon lange sind mir die Schostakowitsch-Tage in Gohrisch ein Begriff. Jetzt werde ich diesen geschichtsträchtigen Ort endlich einmal besuchen. Es bedeutet mir sehr viel, dass meine Musik in diesem einzigartigen Kontext erklingen wird.“

Eröffnungskonzert: Zwei Quartettformationen und die Sopranistin Elena Vassilieva
Mit inzwischen nahezu 40 zyklischen Aufführungen der Streichquartette gilt das Quatuor Danel als das führende Schostakowitsch-Quartett weltweit. Die vier Musiker aus Frankreich sind zum wiederholten Mal in Gohrisch zu Gast und wirken in diesem Jahr an zwei Programmen mit. Im Eröffnungskonzert am 27. Juni musizieren sie Schostakowitschs Streichquartette Nr. 6 und 14 – letzteres ist das einzige der 15 Quartette, das bislang noch nicht in Gohrisch erklungen ist. Der Zyklus wird damit im 15. Jahrgang vervollständigt. Eröffnet wird das Programm mit Schostakowitschs Stücken für Streichoktett op. 11, bei denen das Quatuor Danel um die Musiker des Fritz Busch Quartetts erweitert wird, einer Quartettformation aus den Reihen der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Im Zentrum des Programms steht Alexander Raskatovs berührendes „Gebet (Kaddish)“ für Sopran und Streichquartett, das die Danels 1998 mit der Sopranistin Elena Vassilieva zur Uraufführung brachten und mit ihr nun auch in der Gohrischer Konzertscheune vorstellen.

Vier prominente Debüts und eine Uraufführung von Schostakowitsch
Der zweite Festivaltag startet am 28. Juni um 15 Uhr mit einem Rezital, bei dem sich die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und der Pianist Martin Helmchen erstmals dem Gohrischer Publikum präsentieren. Auf dem Programm stehen die Sonaten für Violoncello und Klavier von Dmitri Schostakowitsch und Sergej Prokofjew, außerdem die „Bilder einer Ausstellung“ in der Originalfassung für Klavier und damit das berühmteste Werk aus der Feder Modest Mussorgskys. Auch für den Bariton Matthias Goerne und seinen Klavierbegleiter Alexander Schmalcz ist der Auftritt in Gohrisch eine Premiere. Beide gestalten am 28. Juni erstmals einen Liederabend im Rahmen des Festivals. Auf dem Programm stehen Klavierlieder von Gustav Mahler, die späte Suite nach Gedichten von Michelangelo Buonarroti op. 145, die Schostakowitsch seiner Frau Irina Antonowna widmete, und eine nachgelassene Romanze Schostakowitschs für Bass und Klavier auf ein Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko. Diese entstand um 1971, ist nur als Fragment überliefert und wird derzeit von Alexander Raskatov vervollständigt. Matthias Goerne und Alexander Schmalcz bringen dieses Spätwerk in Gohrisch posthum zur Uraufführung.

Kammerabend mit Gidon Kremer und Aufführungsmatinee der Sächsischen Staatskapelle
Gidon Kremer ist den Schostakowitsch-Tagen seit vielen Jahren verbunden. Bei seinem vierten Auftritt im Rahmen des Festivals wird er am 29. Juni begleitet von Mitgliedern seines Kammerorchesters Kremerata Baltica. Mit ihnen weitet er den Blick auf Komponistinnen und Komponisten aus Osteuropa, darunter Erkki-Sven Tüür, Grażyna Bacewicz, Tālivaldis Ķeniņš und Alfred Schnittke. Außerdem stehen Werke des Ukrainers Valentin Silvestrov, der 2022 in Gohrisch den Schostakowitsch-Preis in Empfang nahm, sowie von Alexander Raskatov auf dem Programm. In einer Aufführungsmatinee am 30. Juni stellt die Sächsische Staatskapelle Dresden, seit 15 Jahren engster Partner der Schostakowitsch-Tage, unter Dmitri Jurowski gleich vier Erstaufführungen vor: Alexander Raskatovs „Bel canto“ für Viola, Streichorchester und Tempelgong (Anya Dambeck, Viola) ist eine europäische Erstaufführung; Schostakowitschs Concertino op. 94 in der Bearbeitung für Klavier und Kammerorchester von Julia Zilberquit wird mit dieser am Klavier erstmals in Deutschland aufgeführt; und bei Dmitri Jurowskis eigenen Bearbeitungen bzw. Einrichtungen von Modest Mussorgskys „Liedern und Tänzen des Todes“ (Alexandros Stavrakakis, Bass) sowie Schostakowitschs früher Theatermusik zu Majakowskis „Die Wanze“ op. 19 handelt es sich um Uraufführungen.

Abschlusskonzert: Weitere Debüts und der Komponist am Klavier
Auch das Abschlusskonzert am 30. Juni nachmittags wird maßgeblich von Musikern der Sächsischen Staatskapelle gestaltet. So musiziert Norbert Anger, Konzertmeister der Violoncelli des Orchesters, gemeinsam mit Alexander Raskatov am Klavier dessen Duo „Dolce far niente“ aus dem Jahr 1991. Die Pianistin Nathalia Milstein präsentiert eine Auswahl aus Mussorgskys selten gespieltem Klavierwerk und führt mit der Mezzosopranistin Ema Nikolovska Schostakowitschs „Satiren“ op. 109 auf – ein Liederzyklus, der unmittelbar vor Schostakowitschs erstem Besuch in Gohrisch 1960 entstand. Beide Künstlerinnen gehören zu den aufstrebenden Klassikstars, sind zum ersten Mal in Gohrisch und musizieren zum Abschluss des Festivals gemeinsam mit Norbert Anger und Robert Lis, dem 1. Konzertmeister der Staatskapelle, Schostakowitschs hintergründige „Romanzen-Suite“ nach Worten von Alexander Blok op. 127.

Schostakowitsch-Preis für Irina Antonowna Schostakowitsch
Der 15. Internationale Schostakowitsch Preis Gohrisch wird an Irina Antonowna Schostakowitsch verliehen, die das Festival seit Anbeginn unterstützt und sich unermüdlich für das Erbe ihres Mannes Dmitri Schostakowitsch einsetzt. Sie wird bereits zum vierten Mal nach Gohrisch reisen – 1972 begleitete sie ihren Mann in die Sächsische Schweiz, 2010 und 2018 war sie Ehrengast der Schostakowitsch-Tage. Die Preisverleihung am Nachmittag des 29. Juni wird umrahmt von zwei Werken, die Irina Antonowna gewidmet sind: dem Streichquartett Nr. 9 von Schostakowitsch (Quatuor Danel) und dem Liederzyklus „Black Sun“ von Alexander Raskatov (Elena Vassilieva, Nathalia Milstein), der bei dieser Gelegenheit zur Uraufführung gelangt. Außerdem erklingt mit Pjotr I. Tschaikowskys Streichsextett „Souvenir de Florence“ eines von Irina Antonownas Lieblingswerken, gespielt vom Quatuor Danel und Musikerinnen der Sächsischen Staatskapelle (Anya Dambeck, Dawoon Kim).

Filmvorführung und Schostakowitsch-Podcasts
Ergänzt wird die Würdigung Irina Antonowna Schostakowitschs durch die Vorführung des russischen Dokumentarfilms „TWO. The Story of Shostakovich’s Wife“ aus dem Jahr 2022. Der Film reflektiert die Geschichte Irina Antonownas an der Seite ihres Mannes und wird in Gohrisch in Anwesenheit der Regisseurin Elena Yakovich erstmals in Europa gezeigt. Zum ersten Mal bieten die Schostakowitsch-Tage auch einführende Podcasts zu allen Konzerten an, die vor und während des Festivals kostenfrei auf der Festival-Website verfügbar sein werden. Dieses Angebot ist eine Kooperation mit dem Studiengang Musikjournalismus der TU Dortmund, der zudem die Live-Konzerteinführungen im Saal der Gemeindeverwaltung Gohrisch gestaltet.

„Im 15. Jahr unseres Bestehens feiern wir den Komponisten Dmitri Schostakowitsch in Gohrisch mit einem prall gefüllten Programm. Ich freue mich auf namhafte Künstlerinnen und Künstler, die ihre Programme eigens auf unsere Festivalschwerpunkte ausgerichtet haben. Die Tatsache, dass viele der Mitwirkenden zum ersten Mal bei uns zu Gast sind, zeigt zudem, dass das Festival immer mehr an Attraktivität gewinnt. Der erneute Besuch von Irina Antonowna Schostakowitsch, die noch in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiern wird, ist für uns eine besondere Ehre. Mit ihr gemeinsam wollen wir in diesem Jahr vor allem auf das humanistische Erbe ihres Mannes blicken, das unter den gegenwärtigen politischen Umständen aktueller erscheint denn je.“ Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Die Schostakowitsch-Tage werden wieder mit einem Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle im Dresdner Kulturpalast eingeläutet. Am 26. Juni leitet Tugan Sokhiev dort Dmitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 7 C-Dur op. 60 („Leningrader“) – und damit jenes Werk, mit dem der russische Dirigent 2022, als er nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine seine Chefpositionen in Moskau (Bolschoi-Theater) und Toulouse (Orchestre National du Capitole de Toulouse) gleichzeitig niederlegte, mit der Staatskapelle bei den Osterfestspielen Salzburg debütierte.

Kartenvorverkauf
Der Einzelkartenverkauf für die 15. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch startet am 5. März 2024 um 12 Uhr. Tickets können auch hier unter Programm gebucht werden. Karten für das Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden am 26. Juni 2024 sind unter staatskapelle-dresden.de erhältlich.


150 Sendeminuten auf MDR Kultur

MDR KULTUR sendet am 17. November 2023 um 20.05 Uhr einen zweieinhalbstündigen Rückblick auf die diesjährigen Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch. Zu hören sind dabei Aufnahmen aus den Konzerten mit Yulianna Avdeeva, Isang Enders, Boris Giltburg, Vadim Gluzman, dem ukrainischen Mriya Quartett und der Staatskapelle Dresden mit Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters unter der Leitung von Oscar Jockel. Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Schostakowitsch Tage, verrät im Rahmen der Sendung auch erste Programmdetails zum nächsten Festivaljahrgang. Hier geht's zur Sendung


Zum Tod von Yuri Temirkanov

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch trauern um Yuri Temirkanov, der am 2. November 2023 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.

2018 haben wir ihn nach dem Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden am Vorabend der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch mit dem Schostakowitsch-Preis ausgezeichnet. Es war eines der wenigen Konzerte, das Temirkanov zu dieser Zeit noch als Gastdirigent leitete. Im Februar 2022 zog er sich nach über 30 Jahren von seiner Position als Chefdirigent der St. Petersburger Philharmoniker sowie Leiter der dortigen Akademischen Philharmonie „Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch“ zurück und beendete damit auch seine Konzertkarriere.

Der Künstlerische Leiter der Schostakowitsch Tage, Tobias Niederschlag, würdigte den Dirigenten 2018 in seiner Laudatio als einen legendären Künstler, dem es gelang, die einzigartige Tradition der St. Petersburger Philharmoniker in der bewegten Umbruchszeit der 1990er-Jahre hochzuhalten und das Orchester weiter in der Weltspitze zu etablieren. „Eine zentrale Rolle spielte dabei die Musik von Dmitri Schostakowitsch“, so Niederschlag, „die Yuri Temirkanov – wie Yevgeny Mravinsky vor ihm – aus Schostakowitschs Geburtsstadt St. Petersburg in die ganze Welt getragen hat.“

Temirkanov hatte Schostakowitsch einmal als „letzten Heiligen Russlands“ bezeichnet. Für ihn war der Komponist „der letzte Repräsentant der wahrhaftigen russischen ‚Intelligenzija‘“. Mit Temirkanov selbst ist nun ein weiterer Repräsentant dieser Intelligenzija gegangen, an den wir uns immer mit Dankbarkeit erinnern werden.


Im Zeichen des Friedens

14. Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch enden mit Konzert des ukrainischen Mriya Quartetts. Publikumsauslastung um mehr als 10 % gesteigert

Applaus für das Quatuor Danel (Foto: Oliver Killig)

Mit einem Konzert des ukrainischen Mriya Quartetts unter Mitwirkung der ebenfalls aus der Ukraine stammenden Pianistin Kateryna Titova sind am Sonntag, den 25. Juni 2023, die 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch zu Ende gegangen. Auf dem Programm des bewegenden Abschlusskonzerts standen neben dem Klavierquintett von Robert Schumann drei Werke ukrainischer Komponisten: Streichquartette von Vasyl Barvinsky und Vitaliy Hubarenko sowie die Melodie für Streichquartett von Myroslav Skoryk. Mit der Einladung des Mriya Quartetts wollten die Schostakowitsch-Tage auch ein Zeichen für die Bewahrung der bedrohten ukrainischen Kultur setzen. 

Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch: „Die vergangenen vier Tage erfüllen mich mit großer Dankbarkeit. Da sind zum einen unvergessliche Konzerte, die uns die beteiligten Künstlerinnen und Künstler im wahrsten Sinne des Wortes geschenkt haben. Und zum anderen unser einzigartiges Publikum in der Gohrischer Konzertscheune, das sich jedes Jahr von Neuem mit beeindruckender Neugierde und Begeisterungsfähigkeit auf anspruchsvolle, teils sogar sperrige Programme einlässt, die in dieser Form nur in Gohrisch zu erleben sind. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal für unser Festival. Mit großer Vorfreude schauen wir schon jetzt nach vorn und freuen uns auf die 15. Internationalen Schostakowitsch Tage im kommenden Jahr, die wieder – dies sei schon einmal verraten – Unbekanntes aus der Feder von Schostakowitsch bereithalten werden.“

Sechs Konzerte und eine Filmvorführung standen während der vergangenen vier Tage auf dem Festivalprogramm. Mit gut 3.000 verkauften Karten lag die Auslastung bei über 80 % und verzeichnete einen Zuwachs im Vergleich zum letzten Jahr von mehr als 10 %.

Zu den weiteren Protagonisten des Festivals zählten das Quatuor Danel, der Geiger Vadim Gluzman, der Cellist Isang Enders, die Pianisten Angela Yoffe und Boris Giltburg – beide erstmalig in Gohrisch zu Gast – sowie Yulianna Avdeeva, die an gleich drei Festivalkonzerten mitwirkte. Sie zählte zu Künstlern des Eröffnungskonzerts in der Gohrischer Konzertscheune, gestaltete einen Klavierabend und war zudem Solistin beim Orchesterkonzert mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters unter der Leitung von Oscar Jockel am Vormittag des 25. Juni. Der Schostakowitsch-Preis des Festivals wurde in diesem Jahr an den Komponisten und Schostakowitsch-Biografen Krzysztof Meyer verliehen.

Die 15. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch finden vom 27. bis 30. Juni 2024 statt.


Schostakowitsch – Schnittke – Meyer

Werke von Dmitri Schostakowitsch, Alfred Schnittke und Krzysztof Meyer bestimmen das Programm der 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, die vom 22. bis 25. Juni im Kurort Gohrisch in der Sächsischen Schweiz stattfinden werden. Kooperationspartner ist die Sächsische Staatskapelle Dresden, die das Festival am Vorabend mit einem Sonderkonzert im Dresdner Kulturpalast einläuten wird.

Dmitri Schostakowitsch, Alfred Schnittke, Krzysztof Meyer: Dieses Dreigestirn steht zum ersten Mal im Fokus der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch. Neben dem Namensgeber, der 1960 in Gohrisch sein achtes Streichquartett komponierte, werden damit zwei Komponisten gewürdigt, die sich in ihrem Schaffen auf Schostakowitsch beziehen. Schnittke hat mit seiner polystilistischen Schreibweise die Widersprüchlichkeit der spätsowjetischen Ära wie kein Zweiter in Töne gesetzt. Er starb vor 25 Jahren in Hamburg. Meyer ist den Schostakowitsch-Tagen von Anfang an eng verbunden. Der einstige Freund Schostakowitschs und sein späterer Biograf feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag – für die Schostakowitsch-Tage ein willkommener Anlass, ihn mit dem diesjährigen Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch auszuzeichnen.

Yulianna Avdeeva, das Quatuor Danel und die Sächsische Staatskapelle mit Oscar Jockel
Im Eröffnungskonzert des Festivals am 22. Juni musiziert das Quatuor Danel, eines der weltweit führenden Schostakowitsch-Quartette, dessen Streichquartette Nr. 4 und Nr. 13. Das 13. Quartett wird damit erstmals bei den Schostakowitsch-Tagen zu hören sein. Das Programm wird durch das Klavierquintett von Alfred Schnittke vervollständigt, bei dem das Quatuor Danel erstmals mit der Pianistin Yulianna Avdeeva zusammenarbeiten wird. Die 1. Preisträgerin des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2010 ist zum vierten Mal in Folge bei den Schostakowitsch-Tagen zu Gast. Am 23. Juni gestaltet sie auch einen Klavierabend in der Gohrischer Konzertscheune, bei dem sie neben Werken von Meyer und Mieczysław Weinberg auch die Deutsche Erstaufführung des kurzen Klavierstücks „Murzilka“ von Schostakowitsch sowie die monumentale „Hammerklaviersonate“ von Beethoven aufführen wird. Noch ein drittes Mal ist Avdeeva in diesem Jahr in Gohrisch zu erleben: als Solistin im Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters, der am 25. Juni als Matinee stattfinden wird. Neben Schnittkes Konzert für Klavier und Streichorchester stehen dabei auch Meyers „Metamorphosen“ für Kammerorchester und die Kammersymphonie op. 83a von Schostakowitsch auf dem Programm – letztere ist eine Orchesterbearbeitung des vierten Streichquartetts von Rudolf Barschai, die erstmals bei den Schostakowitsch-Tagen erklingen wird. Dirigent des Aufführungsabends ist der junge Oscar Jockel, der unlängst bei den Osterfestspielen Salzburg mit dem Herbert-von-Karajan-Preis ausgezeichnet wurde und am Beginn einer vielversprechenden Karriere steht.

Zwei Duo-Rezitals: Isang Enders/Boris Giltburg, Vadim Gluzman/Angela Yoffe
Am 24. Juni stehen gleich zwei Duo-Rezitals auf dem Programm: Am Nachmittag musizieren Isang Enders, als ehemaliger Konzertmeister Violoncello der Sächsischen Staatskapelle Dresden einst Mitinitiator der Schostakowitsch-Tage, und der Pianist Boris Giltburg die erste Cellosonate von Alfred Schnittke. Giltburg stellt in diesem Konzert auch seine eigene Klavierbearbeitung des dritten Streichquartetts von Schostakowitsch vor. Anlässlich der Verleihung des Schostakowitsch-Preises an Krzysztof Meyer erklingt dessen zweite Sonate für Violoncello solo aus dem Jahr 2007. Abends musizieren der Geiger Vadim Gluzman und die Pianistin Angela Yoffe u. a. die „Suite im alten Stil“ und das „Präludium in memoriam Dmitri Schostakowitsch“ von Schnittke sowie eine Bearbeitung von Schostakowitschs Suite für Jazzorchester Nr. 1, die Michael Gluzman, der Vater des Geigers, für Violine und Klavier eingerichtet hat. Zum Abschluss erklingt der große Zyklus der 24 Präludien für Violine und Klavier op. 46 von Lera Auerbach, die als „Capell-Compositrice“ der Sächsischen Staatskapelle 2011 auch selbst bei den Schostakowitsch-Tagen gastierte.

Hoffnung auf eine friedvollere Zukunft
Bereits im vergangenen Jahr haben die Schostakowitsch-Tage – in Anbetracht des schrecklichen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine – den ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov gewürdigt, der dem gesamten Festival als Ehrengast beiwohnte. Zum Abschluss der diesjährigen Schostakowitsch-Tage musiziert das ukrainische Mriya Quartett Werke weiterer Komponisten aus seiner bedrohten Heimat. Das ukrainische Wort „Mriya“ bedeutet „Traum“ und steht in diesem Kontext für ein Musizieren jenseits des Krieges und des damit verbundenen Elends. Als letztes Werk des Konzertes erklingt das Klavierquintett von Robert Schumann mit der Pianistin Kateryna Titova – dieses ebenso dramatische wie euphorisch endende Werk kann als ein hoffnungsvolles Signal für eine friedvollere Zukunft verstanden werden.

Filmvorführung und Ausstellung
Ergänzt wird das Festivalprogramm durch eine Vorführung des sowjetischen Dokumentarfilms „Dmitri Schostakowitsch – Altowaja sonata“ aus dem Jahr 1981. Die Regisseure Semjon Aranowitsch und Alexander Sokurow blicken darin anhand der Bratschensonate, des letzten Werkes von Schostakowitsch, auf dessen bewegte Biografie zurück. Im Foyer der Gohrischer Konzertscheune ist darüber hinaus an allen vier Festivaltagen die Ausstellung „DSCH – Digitale Collagen“ mit Grafiken und Schostakowitsch-Porträts des Dresdner Künstlers Anders Winter zu besichtigen.

„Jedes Jahr von neuem folgen Weltklassekünstler unserem Ruf in die Gohrischer Konzertscheune, lassen sich auf Programme ein, die sie exklusiv für unser Festival einstudieren – und verzichten dafür auf jegliche Gage. Das grenzt immer wieder an ein Wunder! Dieser Idealismus, diese Begeisterung für die Sache ist letztlich dem Künstler und Menschen Dmitri Schostakowitsch zu verdanken, dem sich alle Musikerinnen und Musiker, die zu uns kommen, eng verbunden fühlen. Das spüren wir als Festivalmacher, und das schafft in Gohrisch eine Atmosphäre, die man nur als einzigartig bezeichnen kann.“ Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

Sonderkonzert der Staatskapelle Dresden
Wie in den vergangenen Jahren läutet die Sächsische Staatskapelle Dresden die Internationalen Schostakowitsch Tage mit einem Sonderkonzert am Vorabend des Festivals ein (21. Juni). Im Dresdner Kulturpalast spielt das Orchester, das die Schostakowitsch-Tage von Anfang an unterstützt und mitgestaltet hat, unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada die fünfte Symphonie von Schostakowitsch. Außerdem steht das Trompetenkonzert des engen Schostakowitsch-Freundes Mieczysław Weinberg auf dem Programm, Solist ist der Ausnahmetrompeter Håkan Hardenberger.

Kartenvorverkauf

Der Einzelkartenverkauf für die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch beginnt am 19. April 2023. Tickets könntne auf www.schostakowitsch-tage.de gebucht werden. Karten für das Sonderkonzert der Staatskapelle Dresden am 21. Juni 2023 sind unter www.staatskapelle-dresden.de erhältlich.

 

 

 


Kartenvorverkauf für die Schostakowitsch Tage 2023

Das Programm der 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch wird am 19. April 2023 veröffentlicht. Karten können dann am gleichen Tag ab 12 Uhr hier auf der Website erworben werden. Wir wünschen Ihnen frohe Ostern und freuen uns auf Ihren Besuch!  

 


Rückblick 2022 auf MDR Klassik

Der ursprünglich für den 21. Oktober angekündigte Rückblick auf die Schostakowitsch Tage 2022 wird nun am 25. November 2022 von 20.05 bis 22.30 Uhr auf MDR Klassik gesendet. MDR Kultur sendet eine Wiederholung am 20. Januar 2023 von 20.05 bis 22.30 Uhr.


Ein künstlerisch herausragender Jahrgang

Mit einem Duorezital der Sopranistin Viktoriia Vitrenko und des Pianisten Alexei Lubimov enden am Sonntagnachmittag (3. Juli 2022) die 13. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch. Auf dem Programm des Rezitals stehen die Impromptus op. 90 von Franz Schubert, eine Auswahl seiner Klavierlieder sowie der Liederzyklus „Stufen“ des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov. Das gleiche Programm hatte Alexei Lubimov vor wenigen Wochen in Moskau schon aufführen wollen, wurde dann aber von der russischen Polizei während des Konzerts zum Abbruch genötigt – unter dem fadenscheinigen Vorwand einer Bombendrohung.

Valentin Silvestrov war Ehrengast der diesjährigen Schostakowitsch Tage und wurde am Samstag mit dem Internationalen Schostakowitsch Preis ausgezeichnet. Im Rahmen dieser Veranstaltung trat er auch als Interpret eigener Klavierwerke in Erscheinung. Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Schostakowitsch Tage, hob in seiner Laudatio die „Freiheit des Geistes“ in der Musik Silvestrovs hervor und bescheinigte dem Komponisten eine „emotionale Unmittelbarkeit“ in seinen Werken, die ihn – bei allen Unterschieden – mit Schostakowitsch verbinde.

Sieben Konzerte und eine Filmvorführung umfasste das diesjährige Festivalprogramm in der Gohrischer Konzertscheune. Mehrere Ur- und Deutsche Erstaufführungen erklangen während der vier Festivaltage. Darunter Schostakowitschs Hymne „Ruhm den Schiffbauern“ für gemischten Chor a cappella, die erstmals in einem öffentlichen Konzert erklang. Nahezu 3.000 Karten wurden für alle Veranstaltungen verkauft. Zu den Protangonisten zählten u. a. die Pianistinnen Elisaveta Blumina und Yulianna Avdeeva, der Geiger Vadim Gluzman und das junge Eliot Quartett. Auch die Sächsische Staatskapelle Dresden, im Jahr 2010 Mitinitiatorin des Festivals, war erneut in Gohrisch zu erleben: in Orchesterformation unter der Leitung von Dmitri Jurowski wie auch mit einzelnen Mitgliedern in verschiedenen Kammerkonzerten. Dmitri Jurowski hatte die Leitung der Aufführungsmatinee mit der Staatskapelle für seinen im März verstorbenen Vater Michail übernommen. Umrahmt wurde das Programm von einer Fotoausstellung des Dresdner Fotografen Matthias Creutziger, der die Schostakowitsch Tage von Anbeginn begleitet hat.

Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch: „Wir sind überglücklich darüber, dass die Schostakowitsch Tage nach zwei schwierigen Pandemiejahren nun endlich wieder an ihrem Ursprungsort in Gohrisch haben stattfinden können. Wir haben einen künstlerisch herausragenden Jahrgang erlebt, der vom Publikum entsprechend begeistert aufgenommen wurde. Mit einer Auslastung von ca. 70 % sind wir angesichts der allgemeinen Publikumszurückhaltung überaus zufrieden und davon überzeugt, in den kommenden Jahren auch wieder Auslastungen jenseits der 90 % erreichen zu können. Unser Dank gilt daher unserem treuen Stammpublikum, aber auch all unseren Sponsoren und Unterstützern, ohne die dieses wunderbare Festival nicht würde stattfinden können.“

Die 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch finden vom 22. bis 25. Juni 2023 statt.


Erneute Schostakowitsch-Uraufführung

Bei den Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch wird in diesem Jahr ein Chorstück des Namensgebers mit Ukraine-Bezug uraufgeführt

Auch in diesem Jahr wird es bei den Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch wird es eine Uraufführung von Dmitri Schostakowitsch geben: Kurzfristig wurde das Chorstück „Ruhm den Schiffsbauern“ ins Programm aufgenommen, das zum ersten Mal in einer öffentlichen Konzertaufführung erklingt. Das A-cappella-Werk wird zu Beginn des Eröffnungskonzertes am 30. Juni von Mitgliedern des Sächsischen Vocalensembles unter der Leitung von Matthias Jung in der Gohrischer Konzertscheune vorgestellt.

Entdeckt hat das bislang unbekannte Werk die russische Musikwissenschaftlerin Dr. Olga Digonskaya, leitende Archivarin des Moskauer Schostakowitsch-Archivs. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Schostakowitsch-Manuskripte ans Licht gebracht und wurde für ihre Verdienste 2021 mit dem Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch ausgezeichnet. Die Musikwissenschaftlerin schreibt über ihren neuesten Fund: „Schostakowitschs Lied ‚Ruhm den Schiffbauern‘ ist praktisch unbekannt, obwohl sein Titel gelegentlich in musikalischen Publikationen auftaucht.“ Nach ausgiebigen Archivrecherchen fand sie heraus, dass Schostakowitsch das Werk 1964 den Arbeitern der bedeutenden Schiffswerft „Nosenko“ in der ukrainischen Stadt Nikolajew zu deren 175-jährigem Bestehen zum Geschenk machte. Digonskaya fand den vollständigen Liedtext des ukrainischen Dichters Aleksander Uvarov und schließlich auch Skizzen zu dem Chorwerk in Schostakowitschs Nachlass: Damit ist die Autorschaft eindeutig belegt.

„Wir sind außerordentlich dankbar, dass wir mit dieser erneuten Rarität die Geschichte der Uraufführungen von Schostakowitsch in Gohrisch fortschreiben können“, freut sich Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch. Bereits in den letzten Jahren wurden regelmäßig Werke von Schostakowitsch in Gohrisch uraufgeführt, darunter nachgelassene Fragmente aus der Oper „Die Nase“, ein Impromptu für Viola und Klavier sowie zahlreiche frühe Klavierwerke des Komponisten. „Olga Digonskaya hat mir im vergangenen Jahr bereits von einem unbekannten Chorstück berichtet, bei dem es aber noch viele offene Fragen gab. Dass es sich um ein Werk mit einem konkreten Ukraine-Bezug handelt, das in der jetzigen Zeit einen erschreckend aktuellen Bezug bekommen hat, konnte damals niemand ahnen. Wir stellen es im Eröffnungskonzert dem diesjährigen Festival quasi als ‚Motto‘ voran.“

Neben Werken von Dmitri Schostakowitsch stehen bei den Schostakowitsch-Tagen 2022 auch etliche Werke ukrainischer Komponisten auf dem Programm – allen voran von Valentin Silvestrov, der persönlich in Gohrisch erwartet wird und mit dem diesjährigen Schostakowitsch-Preis ausgezeichnet werden soll.


Schostakowitsch – Silvestrov – Gubaidulina

Das Programm der 13. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

Die Internationalen Schostakowitsch Tage widmen sich in ihrem 13. Jahrgang neben Werken aus der Feder ihres Namensgebers auch der Musik ukrainischer Komponisten. Die Festivalmacher reagieren damit auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, vor dessen Hintergrund auch die Musik von Dmitri Schostakowitsch wieder eine erschreckende Aktualität erlangt hat. Auf dem Programm stehen zahlreiche Werke des wohl bedeutendsten lebenden Komponisten aus der Ukraine, Valentin Silvestrov, der auch persönlich in Gohrisch erwartet wird: Der inzwischen 84-Jährige, der vor einigen Wochen aus Kiew nach Berlin geflüchtet ist, soll am 2. Juli 2022 den diesjährigen Schostakowitsch-Preis in Empfang nehmen. Bei dieser Gelegenheit wird er auch eigene Werke auf dem Klavier interpretieren.

Ur- und Erstaufführungen
Darüber hinaus werden Silvestrovs 3. Streichquartett und seine 2 Elegien für Streichorchester bei den Schostakowitsch-Tagen zur Deutschen Erstaufführung gelangen. Auch der 2020 in der Ukraine entstandene Dokumentarfilm „V. Silvestrov“ wird bei dem Festival erstmals in Deutschland zu sehen sein. Zum Abschluss des Programms musizieren der Pianist Alexei Lubimov und die Sopranistin Viktoriia Vitrenko mit Werken von Silvestrov und Franz Schubert jenes Konzertprogramm, das vor wenigen Wochen von der Moskauer Polizei vorzeitig abgebrochen wurde. In Gohrisch soll das Programm nun vollständig erklingen.

Neben der Musik von Valentin Silvestrov stehen im Eröffnungskonzert am 30. Juni 2022 auch Werke des ukrainischen Komponisten Yuri Povolotsky (Jahrgang 1962) auf dem Programm, darunter zwei Uraufführungen.

Neues von Dmitri Schostakowitsch
Von Dmitri Schostakowitsch wird in Gohrisch ebenfalls „Neues“ zu hören sein: Dmitri Jurowski bringt in einem Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden seine eigene Bearbeitung des Liederzyklus auf Gedichte von Marina Zwetajewa op. 143a zur Uraufführung. Außerdem stellt er erstmals eine erweiterte Konzertsuite der Schauspielmusik zu „Die menschliche Komödie“ op. 37 der Öffentlichkeit vor, die sein Vater Michail Jurowski eingerichtet hat. Michail Jurowski, der die Schostakowitsch-Tage in ihren ersten Jahren maßgeblich geprägt hat, starb im März 2022 in Berlin. Er sollte diesen Aufführungsabend ursprünglich leiten, der nun seinem Andenken gewidmet ist.

Neben Werken von Schostakowitsch und Silvestrov umfasst das Programm auch einige Kompositionen von Sofia Gubaidulina. Die große russische Komponistin und Schostakowitsch-Preisträgerin 2017 feierte im vergangenen Herbst ihren 90. Geburtstag.

Wiederbegegnungen und zahlreiche Debüts
Gestaltet werden die Konzerte wieder von namhaften Künstler*innen: Die Pianistinnen Yulianna Avdeeva und Elisaveta Blumina sowie die Sopranistin Evelina Dobračeva kehren nach Gohrisch zurück. Zum ersten Mal sind der Geiger Vadim Gluzman, der Pianist Alexei Lubimov, die Sopranistin Viktoriia Vitrenko und der Dirigent Dmitri Jurowski in der Gohrischer Konzertscheune zu erleben. Außerdem sind mehrere Solisten aus den Reihen der Sächsischen Staatskapelle in die Kammerkonzerte eingebunden. Sämtliche Künstler*innen treten auch in diesem Jahr in Gohrisch ohne Honorar auf.

Besonders eng ist die Zusammenarbeit in diesem Jahr mit der Sächsischen Staatskapelle und der Semperoper Dresden. Neben dem Sonderkonzert am Vorabend des Festivals (Dirigent: Omer Meir Wellber) findet im Festivalzeitraum auch die Premiere einer Neuproduktion der Schostakowitsch-Oper „Die Nase“ an der Semperoper statt (Dirigent: Petr Popelka), begleitet durch ein wissenschaftliches Symposium an der Dresdner Musikhochschule. Das Programm ist damit so vielfältig wie selten zuvor und spannt einen Bogen von der Klavier- und Kammermusik Schostakowitschs bis hin zur großen Symphonik und Oper.

Fotoausstellung von Matthias Creutziger
Einen Rückblick auf die ersten 12 Jahrgänge der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch ermöglicht eine Fotoausstellung von Matthias Creutziger, der das Festival von Anfang an alljährlich begleitet hat.

„Nach zwei Jahren, in denen die Schostakowitsch-Tage pandemiebedingt virtuell bzw. mit einem Ausflug ins Festspielhaus Dresden-Hellerau stattgefunden haben, sind wir überaus glücklich, nun wieder nach Gohrisch zurückzukehren. Der Schwerpunkt mit Musik ukrainischer Komponisten, allen voran von Valentin Silvestrov, war uns angesichts des schrecklichen Krieges in der Ukraine ein großes Bedürfnis. Wir freuen uns sehr auf diesen großartigen Komponisten, der die gegenwärtige Musikkultur seines Landes repräsentiert wie kaum ein anderer.“ Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

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Zum Tod von Michail Jurowski

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch trauern um den Dirigenten Michail Jurowski, der am 19. März 2022 im Alter von 76 Jahren in seiner Wahlheimat Berlin verstarb.

 

Michail Jurowski verband eine enge Zusammenarbeit mit den Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch: 2010 eröffnete er das erste Festival mit einem Außerordentlichen Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden. In den Folgejahren kehrte er regelmäßig nach Gohrisch zurück und dirigierte dort Werke von Britten, Pärt, Weinberg und vor allem Dmitri Schostakowitsch, mit dem er als Kind in Russland noch vierhändig Klavier gespielt hatte. Die Schostakowitsch Tage waren für ihn eine Herzensangelegenheit. Nach dem ersten Konzert in Gohrisch, wo Schostakowitsch 1960 sein bewegendes Achtes Streichquartett komponiert hatte, äußerte Jurowski: „Ich habe das Gefühl, dass ich mich ein Leben lang auf dieses Konzert vorbereitet habe.“

Michail Jurowski und die Sächsische Staatskapelle Dresden – das wurde für viele Besucherinnen und Besucher der Schostakowitsch Tage über Jahre hinweg zu einem Markenzeichen. 2017 erschien bei Berlin Classics eine CD mit Live-Mitschnitten seiner Gohrischer Konzerte („Michail Jurowski in Gohrisch“), die diese außergewöhnliche Zusammenarbeit dokumentiert. Bereits 2012 war Jurowski mit dem 3. Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch ausgezeichnet worden, bis zuletzt gehörte er dem Kuratorium des Festivals an.

1945 in Moskau geboren, studierte Michail Jurowski am Konservatorium in seiner Heimatstadt Dirigieren und Musikwissenschaft. Bereits während seines Studiums assistierte er Gennady Rozhdestvensky. Er dirigierte an Häusern wie der Semperoper Dresden, an der er seit 1989 als Ständiger Gastdirigent engagiert war, der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, der Komischen Oper Berlin, am Bolschoi-Theater, am Teatro alla Scala in Mailand, an der Opéra national de Paris sowie an der Oper Leipzig, der er von 1999 bis 2001 als Generalmusikdirektor vorstand. Zudem leitete er zahlreiche namhafte Orchester, u. a. das London Philharmonic Orchestra, die Sankt Petersburger Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die Dresdner Philharmonie sowie das WDR Rundfunkorchester, dessen Chefdirigent er von 2006 bis 2008 war.

Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch: 

„Wir trauern um einen großen Künstler, der für unser Festival von Anfang an prägend war. Als Musiker, der Schostakowitsch von Kindesbeinen an persönlich kannte, brannte Michail Jurowski dafür, die Musik dieses Komponisten, dessen schwieriges Schicksal in der Sowjetunion er aus unmittelbarer Nähe miterlebt hatte, einem großen Publikum zu vermitteln. Nach einer mehrjährigen Pause hatten wir für dieses Jahr eine Rückkehr Michail Jurowskis nach Gohrisch geplant: Am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden wollte er eine erweiterte, selbst eingerichtete Konzertfassung von Schostakowitschs Bühnenmusik ‚Die menschliche Tragödie‘ in der Konzertscheune zur Uraufführung bringen. Wir verlieren mit ihm einen engen Freund, inspirierenden Partner und frühen Spiritus Rector unseres Festivals, an den wir uns immer in großer Dankbarkeit erinnern werden. Unser Mitgefühl gehört seiner Frau Eleonora, seiner Tochter Maria sowie den dirigierenden Söhnen Vladimir und Dmitri, die sein Erbe in die Zukunft tragen werden."


Statement zum Krieg in der Ukraine

Mit tiefer Erschütterung verfolgen wir die furchtbaren Ereignisse in der Ukraine. Hier wird der Bevölkerung eines souveränen Staates durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands unermessliches Leid zugefügt.

Das Team der Schostakowitsch Tage distanziert sich von all jenen, die diesen Krieg befürworten oder aktiv unterstützen. Gleichwohl wissen wir, dass – nicht erst seit Kriegsbeginn – die freie Meinungsäußerung in Russland mit persönlichen Risiken verbunden ist. Diese Situation erinnert fatal an das Schicksal von Dmitri Schostakowitsch, der selbst Opfer staatlicher Willkür war und jahrelang um sein eigenes Überleben fürchten musste. Seine Musik ist deshalb so aktuell wie nie zuvor.

Das Programm der diesjährigen Schostakowitsch Tage wird angesichts der aktuellen Situation neu konzipiert und Werke ukrainischer Komponisten berücksichtigen.
 

Für das Team der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch:
 

Tobias Niederschlag
Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

Martin Steude
Geschäftsführer der FestivalKultur Sächsische Schweiz FEKUSS gGmbH